Der "pictorial turn" - Bildwissenschaft im digitalen Zeitalter
Heute scheint die Macht des Sichtbaren größer als je zuvor zu sein, behauptet der Visual Culture Studies-Pionier W. J. T. Mitchell. (Mitchell 1995, [online]) Dieser untersucht die kulturellen Phänomene von der bildenden Kunst bis hin zu gegenwärtigen Massenmedien und bezieht dabei auch stets theoretische Texte mit ein. Er betreibt damit Bildforschung, in dem er die Wissenschaft der Kunst und die Sozialwissenschaft verbindet und auch für unsere Arbeit ist es entscheiden, dass Kunstwissenschaft auf Sozialwissenschaft trifft. Mitchell greift u. a. auf Panofsky zurück. Doch im Gegensatz zu Panofsky beschreibt Mitchell lediglich seine Theorie und stellt kein Modell auf. In seinen Arbeiten betont Mitchell den „pictorial turn“, welcher den Bedeutungswandel in der Ikonizität meint und sich am linguistic turn anschließt. Es geht um die Hinwendung zum Bild und dass das Bild als Quelle der Wissenschaft erkannt wird. Damit soll der Bildanalyse eine ähnliche Rolle wie der Sprachanalyse beigemessen werden. Auch der deutsche Universitätsprofessor Gottfried Boehm beschreibt diesen Wandel. Allerdings verwendet er den Begriff „iconic turn“ und formuliert den Wandel sehr treffend mit folgenden Worten:
„Das Konzept des Iconic Turn ist weit mehr als ein „Aufmerksamkeitsfaktor“, denn hinter dem Begriff verbirgt sich ein wissenschaftliches Konzept. Der Linguistic Turn hat alle Erkenntnis auf Sprache zurückgeführt. Die Wiederkehr der Bilder hing damit zusammen, dass der Linguistic Turn eine Begründungsschwäche in sich trägt. Man versteht aber auch Sprache nicht angemessen, wenn man das Deiktische ausschließt. Das Wichtige an den Bildern ist das Zeigende (Deixis). Bilder existieren, weil das Imaginäre des Materiellen bedarf. Der Sinn wird in den Körper eingesenkt. In Bildern kann sich auf unverkürzte Weise die Fantasie manifestieren.
Bilder repräsentieren implizite Formen des Wissens. Dass diese impliziten Formen des Wissens auf einer wissenschaftlichen Basis modelliert wurden, das macht den Iconic Turn aus. Digitale Techniken werden heute als ikonische Erkenntnisinstrumente auch in die Naturwissenschaften eingeführt.“
(Boehm 2005, [online])
Der Wandel drückt aus, dass in der Wissenschaft – vorwiegend im Bereich der qualitativen Forschungsmethoden der Sozialwissenschaft – Bildinterpretation kaum ausgearbeitet war. Erst mit dem „pictorial turn“ blühte die Bildanalyse für die Forschung auf. Denn die wesentlichen Fortschritte qualitativer Methoden in den letzten zwanzig Jahren sind vor allem mit neuen Erkenntnissen im Bereich der Interpretation von Texten verbunden und stehen im Zusammenhang mit dem linguistic turn in den Sozialwissenschaften, welche einhergeht mit einer Marginalisierung der Bildinterpretation. (Marotzki 2013, [unveröffentlichtes Manuskript]) Das heißt also, dass in der Sozialwissenschaft die Methoden der Bildinterpretation noch unzureichend behandelt wurden. Bildinterpretation in der Kunstwissenschaft, wie sie vorgestellt wurde, fungiert als theoretische Grundlage der Arbeit. Für die Betrachtung der Bildinterpretation als qualitative Forschungsmethode müssen wir allerdings noch weiter gehen. „Die Situation ist im Augenblick die der Rezeption, d. h. man wendet sich der Kunst- und Filmwissenschaft zu und arbeitet deren Bestände auf in der Hoffnung hier Hilfen oder Anregungen für sozialwissenschaftliche Analysen zu finden“, so Winfried Marotzki. (Ebd.) Es existiert in unserer Welt eine alltägliche Auseinandersetzung durch das Bild, mit dem Bild und über das Bild. Im modernen 21. Jahrhundert, im Zeitalter der digitalen Ära, kommt eine regelrechte Bilderflut zum Vorschein. Unzählige Bilder stürmen auf uns ein: im Fernsehen, im Internet, durch das Handy, in Zeitungen und viele mehr. Es wurden Techniken geschaffen, die uns verschiedene Methoden ermöglichen, Bilder zu erzeugen. Diese Techniken heben sich gewaltig von den Techniken vor 50 Jahren ab und sollen hier auch unter Bildmanipulation berücksichtigt werden. Wie wir bereits erfahren haben, wird schon in der Kunstwissenschaft angezweifelt, ob Bilder die Wirklichkeit abbilden und so auch in der Sozialwissenschaft. Wir brauchen folglich Methoden, welche für eine verlässliche Bildinterpretation helfen. Denn auch hier heißt es: „[Bilder] erhalten Gegenwelten, teilweise Zuspitzungen realweltlicher Bezüge, teilweise interpretieren sie explizit oder implizit die Wirklichkeit ersten Grades.“ (Ebd.) Wir würden uns verhalten, als lebten die Bilder – so Mitchell, weil wir es zu lassen, dass sie uns beeinflussen und glauben, was wir auf dem Bild sehen. (Mitchell 2005, [online]) Wie anfangs in der Kunstwissenschaft besitzen Bilder verschiedene Ebenen, welche auch die Sozialwissenschaft unterscheidet und sich zugleich auf das Interpretationsmodell von Panofsky bezieht. Dies gilt es nun einmal anzuwenden, um die Problematik prägnant darzustellen (siehe Beispiele Bildmanipulation).
„Das Konzept des Iconic Turn ist weit mehr als ein „Aufmerksamkeitsfaktor“, denn hinter dem Begriff verbirgt sich ein wissenschaftliches Konzept. Der Linguistic Turn hat alle Erkenntnis auf Sprache zurückgeführt. Die Wiederkehr der Bilder hing damit zusammen, dass der Linguistic Turn eine Begründungsschwäche in sich trägt. Man versteht aber auch Sprache nicht angemessen, wenn man das Deiktische ausschließt. Das Wichtige an den Bildern ist das Zeigende (Deixis). Bilder existieren, weil das Imaginäre des Materiellen bedarf. Der Sinn wird in den Körper eingesenkt. In Bildern kann sich auf unverkürzte Weise die Fantasie manifestieren.
Bilder repräsentieren implizite Formen des Wissens. Dass diese impliziten Formen des Wissens auf einer wissenschaftlichen Basis modelliert wurden, das macht den Iconic Turn aus. Digitale Techniken werden heute als ikonische Erkenntnisinstrumente auch in die Naturwissenschaften eingeführt.“
(Boehm 2005, [online])
Der Wandel drückt aus, dass in der Wissenschaft – vorwiegend im Bereich der qualitativen Forschungsmethoden der Sozialwissenschaft – Bildinterpretation kaum ausgearbeitet war. Erst mit dem „pictorial turn“ blühte die Bildanalyse für die Forschung auf. Denn die wesentlichen Fortschritte qualitativer Methoden in den letzten zwanzig Jahren sind vor allem mit neuen Erkenntnissen im Bereich der Interpretation von Texten verbunden und stehen im Zusammenhang mit dem linguistic turn in den Sozialwissenschaften, welche einhergeht mit einer Marginalisierung der Bildinterpretation. (Marotzki 2013, [unveröffentlichtes Manuskript]) Das heißt also, dass in der Sozialwissenschaft die Methoden der Bildinterpretation noch unzureichend behandelt wurden. Bildinterpretation in der Kunstwissenschaft, wie sie vorgestellt wurde, fungiert als theoretische Grundlage der Arbeit. Für die Betrachtung der Bildinterpretation als qualitative Forschungsmethode müssen wir allerdings noch weiter gehen. „Die Situation ist im Augenblick die der Rezeption, d. h. man wendet sich der Kunst- und Filmwissenschaft zu und arbeitet deren Bestände auf in der Hoffnung hier Hilfen oder Anregungen für sozialwissenschaftliche Analysen zu finden“, so Winfried Marotzki. (Ebd.) Es existiert in unserer Welt eine alltägliche Auseinandersetzung durch das Bild, mit dem Bild und über das Bild. Im modernen 21. Jahrhundert, im Zeitalter der digitalen Ära, kommt eine regelrechte Bilderflut zum Vorschein. Unzählige Bilder stürmen auf uns ein: im Fernsehen, im Internet, durch das Handy, in Zeitungen und viele mehr. Es wurden Techniken geschaffen, die uns verschiedene Methoden ermöglichen, Bilder zu erzeugen. Diese Techniken heben sich gewaltig von den Techniken vor 50 Jahren ab und sollen hier auch unter Bildmanipulation berücksichtigt werden. Wie wir bereits erfahren haben, wird schon in der Kunstwissenschaft angezweifelt, ob Bilder die Wirklichkeit abbilden und so auch in der Sozialwissenschaft. Wir brauchen folglich Methoden, welche für eine verlässliche Bildinterpretation helfen. Denn auch hier heißt es: „[Bilder] erhalten Gegenwelten, teilweise Zuspitzungen realweltlicher Bezüge, teilweise interpretieren sie explizit oder implizit die Wirklichkeit ersten Grades.“ (Ebd.) Wir würden uns verhalten, als lebten die Bilder – so Mitchell, weil wir es zu lassen, dass sie uns beeinflussen und glauben, was wir auf dem Bild sehen. (Mitchell 2005, [online]) Wie anfangs in der Kunstwissenschaft besitzen Bilder verschiedene Ebenen, welche auch die Sozialwissenschaft unterscheidet und sich zugleich auf das Interpretationsmodell von Panofsky bezieht. Dies gilt es nun einmal anzuwenden, um die Problematik prägnant darzustellen (siehe Beispiele Bildmanipulation).